Eigenbau von Schneeschuhen: Touren

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Die selbst gebauten Schneeschuhe (Hauptseite) müssen natürlich auch getestet werden. Folgende Touren haben wir damit unternommen:

Erste Gehversuche am Spitzingsattel und an der Firstalm am Mittwoch, den 15.1.2003

Heute kam die Stunde der Wahrheit, der erste Feldversuch. Da es diesen Winter bisher fast nirgends ausreichend geschneit hatte, sollte es in die Alpen gehen. Unseren ursprünglichen Plan, den Schliersberg am Schliersee zu besteigen, gaben wir schnell auf, als wir an dessen gelb/grünen Hängen vorbei fuhren. Der Föhn hatte anscheinend den ganzen Neuschnee der letzte Tage weggetaut, denn ab Miesbach wurde der Schnee trotz steigender Höhe immer weniger. Oben am Spitzingsattel fanden wir zumindest in manchen Bodenvertiefungen 20-30cm Schnee, so dass wir zumindest ein bisschen mit unseren Schneeschuhen rumlaufen konnten, auch wenn dies gegenüber normalen Schuhen fast keinen Vorteil brachte. Nach einer Stunde und dem ersten Totalausfall der Verbindung der Steigeisen mit dem Grundrahmen entschieden wir uns, bei der Firstalm nach besseren Schneeverhältnissen zu suchen. Auf dem Weg dorthin ließ uns der fast komplett schneefreie Südhang der Brecherspitze schon fast jede Hoffnung aufgeben. Schließlich konnten wir aber doch noch einen Test oberhalb der Firstalm auf ca. 1500m Höhe neben der Skipiste bei deutlich besseren Schneeverhältnissen starten. Auch hier stellte sich einzig die Klemmverbindung zwischen Steigeisen und Grundrahmen als Schwachstelle heraus. Insgesamt ein sehr erfolgreicher Test und ausserdem ein wunderschöner sonniger Nachmittag im Gebirge. Das macht Lust auf den nächsten Test oder die erste kleine Tour.

Basti und Christoph beim Patchen Basti Christoph mit Schneeschuhen oberhalb der Firstalm Schneeschuhe groß Basti mit Spuren Basti und Christoph

Die erste kleine Tour auf den Geißkopf (1097 m) am Donnerstag, den 30.1.2003

Nun wurde es ernst, unsere Schneeschuhe mussten zeigen, ob sie sich auch für eine richtige Tour eignen. Wir waren für ein paar Tage im Bayerischen Wald bei Bischofsmais zum Langlaufen, und da es in den letzten Tagen ungefähr einen halben Meter Neuschnee gegeben hatte, beschlossen wir auf den nahegelegenen Geißkopf zu steigen. Besonders reizvoll erschien uns die hell strahlende Flutlichtpiste und so starteten wir zu einer spontanen Nachttour. Nach dem Abendessen ging's los. Zuerst von Habischried mit normalen Schuhen zur Talstation des Geißkopfliftes und von dort mit Schneeschuhen den direkten Weg durch den Tiefschnee im Wald neben der Flutlichtpiste. Im unteren Bereich galt es den Snowboardern in einem Art Funpark, den wir mit durchquerten, auszuweichen. Weiter oben gelangen Christoph einige nette Aufnahmen von Skifahrern und Snowboardern, die sich an Sprungschanzen versuchten. Um kurz nach 10 Uhr wurde das Flutlicht abgeschaltet, uns kam es jedoch vor, als hätte jemand die Sterne eingeschaltet. Kurze Zeit später waren wir auch schon auf dem Gipfel und erklommen den dortigen Aussichtsturm. Nach einer dreiviertel Stunde Langzeitbelichtungen mit der Digitalkamera und Sightseeing wurde uns langsam ziemlich kalt und wir machten uns an den Abstieg. Diesen gingen wir zügig und ohne Rücksicht auf das Material an und waren so bereits nach einer halben Stunde wieder 300m tiefer an der Talstation des Liftes. Erstaunlicherweise waren die Schneeschuhe fast völlig unbeschädigt. Lediglich die Folie mit den Druckknöpfen hatte sich etwas gelöst und man konnte minimale Abrieberscheinungen an manchen Stellen der Aluprofile erkennen. Insgesamt ein erfolgreicher Test und sehr viel Spaß hat die Tour auch noch gemacht!


Skipiste am Geißkopf Blick vom Aussichtsturm auf dem Gipfel

Eine weitere Testtour zu den Törlen (ca. 1550 m) am Freitag, den 14.2.2003

Um 8 Uhr morgens treffen Christoph und ich uns mit Basti am Bahnhof Laim um von dort mit Basti's Auto Richtung Süden zur Zugspitze zu fahren. Unser Ziel, die Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn, erreichen wir um halb zehn. Zu unserer Überrachung stellen wir fest, dass die Seilbahnstion komplett abgebrannt ist. Dies hat aber auch einen Vorteil: riesige verlassene Parkflächen und keinerlei Verkehr. Der Brand musste sich während unseres Aufenthalts im Bayerischen Wald ereignet haben. Wir hatten uns diese Tour auf die Törlen, ein Hochplateau nördlich des Zugspitzgipfels, ausgesucht, da sie als absolut lawinensicher beschrieben war. Diese Einschätzung konnten wir im Nachhinein auch nur bestätigen. Nach einer halben Stunde Equipmentcheck und diversem rumgeknote an verschiedensten Ausrüstungsgegenständen sind wir endlich abmarschbereit. Zuerst verlief unser Weg ein Stück bergab an einem Bachlauf entlang, wenige hundert Meter weiter treffen wir auf eine, von Langlaufloipen durchzogene, große freie Ebene, auf der viele kleine Hütten stehen. Von hier aus steigen wir zum Teil steil durch den Wald Richtung Osten zu dem Hochplateau auf. Als wir fast oben sind, löst sich an Basti's Schneeschuh ein Stellring an der Achse. Da wir so etwas bereits befürchtet haben, ist innerhalb weniger Minuten ein neuer montiert. Kurze Zeit später entdecken wir Spuren von anderen Schneeschuhen, die aber nicht weiter auf das Plateau führen sondern nur wieder ins Tal. Ab jetzt geht es eher gemütlich abwechselnd durch einsamen, tiefverschneiten Wald und freie Flächen. Der Wegbeschreibung konnten wir schon seit einer geraumen Weile nicht mehr folgen, da sie sich ständig auf zu allgemeine Geländeformationen bezog. Das ist aber nicht weiter schlimm, da wir über detailliertes Kartenmaterial verfügen und die umliegenden markanten Gipfel die Orientierung zusätzlich erleichtern. Gegen 4 Uhr entschließen wir uns wieder Richtung Auto zu gehen, obwohl wir den erhofften Eibseeblick noch nicht genießen konnten. Der Rückweg verläuft unproblematisch und wir können noch in Ruhe unterhalb der, von der Abendsonne angestrahlten, Zugspitze einen Cappuccino trinken. Kurz vor Ende der Tour hat sich bei meinen Schneeschuhen auch ein Stellring verabschiedet und gleich eines der Distanzröhrchen auf der Achse mit sich genommen - im Schnee keine Chance irgendetwas wiederzufinden. Ausserdem ist der Verbindungssteg eines Steigeisens gebrochen, ich vermute jedoch, dass es sich hierbei um einen Ermüdungsbruch handelt, da die Steigeisen bereits mindestens 20 Jahre alt sind. Dies scheint ein generelles Problem dieser Bauart zu sein, da bei allen moderneren Modellen dieser Verbindungssteg deutlich stärker dimensioniert ist.

Tour auf den Zwieselberg (1348 m) am Donnerstag, den 20.2.2003

Basti und Christoph sind pünktlich um 8 Uhr bei mir. Schnell sind die Schneeschuhe, unsere Rucksäcke und die, vom DAV München ausgeliehene Lawinenausrüstung im Lupo verladen und es kann losgehen. Als wir unseren Ausgangspunkt, die Waldherralm (ca. 750 m) einige Kilometer südwestlich von Bad Tölz erreichen, stellen wir fest, dass wir vergessen haben Batterien für die Lawinenpiepser zu kaufen. Also geht es nochmal kurz zurück nach Tölz um dies nachzuholen. Voll ausgerüstet kann es nun endlich bei traumhaftem Wetter losgehen. Nach einer guten Stunde Aufstieg zum Teil über geräumte Wege erreichen wir die Moar Alm, wo wir ein bisschen mit unseren Lawinenpiepsern üben. Von hier aus zieht sich der Weg in einem großen Bogen auf den Gipfel des Zwieselbergs (1348 m). Leider sind fast alle Hänge von vielen Skispuren durchzogen und durch die viele Sonne sehr verharscht, so dass immer sehr viel Schnee an den Schneeschuhen hängen beibt und dadurch den Aufstieg unnötig anstregend macht. Die meisten Skifahrer fahren anscheinend mit der Blombergbahn herauf und queren dann zum Zwieselberg herüber. Da der letzte Anstieg auf den Gipfel relativ steil war, setzen wir uns oben angekommen erstmal in die Sonne und genießen die Aussicht auf Lenggries und die umliegenden Berge. Das Alpenvorland versteckt sich leider unter einer dünnen Hochnebel- oder Smogschicht. Nach unserer ausführlichen Gipfelrast steigen wir über die Schnaiter Alm wieder ins Tal ab. Das letzte Stück des Weges legen wir ohne Schneeschuhe auf einem gerämten Weg zurück. Insgesamt eine ganz nette Tour mit schöner Aussicht. Leider waren die Schneeverhältnisse alles andere als optimal. Die Lawinenausrüstung hätten wir uns auch sparen können, da sich der einzige evtl. lawinengefährdete Hang, der Endanstieg zum Gipfel, auch im nahen und dichten Wald hätte umgehen lassen.

Tour auf den Geigelstein (1808 m) am Sonntag, den 2.3.2003

Um 7:00 Uhr treffen wir uns mit Manuel und Ilona in Reitmehring. Manuels Auto hat einen ausreichend großen Kofferraum (im Gegensatz zu Michaels Lupo), und weil Ilonas Schwester doch nicht mitkommt, reicht uns ein Auto. Wir laden unser Gepäck um, und dann geht es über Endorf und Prien Richtung Sachrang. Weil es in den Tagen zuvor getaut und geregnet hat, brauchen wir eine höher gelegene Gegend - der Geigelstein soll es sein. Am Parkplatz Huben, kurz vor Sachrang geht es los; zuerst über den Fußweg und über die Brücke, im Wald können wir dann bereits Schneeschuhe anziehen. Leider ist der Himmel bedeckt, und es nieselt leicht. Auf dem Weg liegen einige Nassschneelawinen, und als wir den bewaldeten Steilhang hinter uns lassen, wird der Regen bald stärker und richtig widerlich - per GPS peilen wir die Priener Hütte an, um dort auf Wetterbesserung zu warten. Aber der Regen geht langsam in Schnee über und wird schwächer; es geht kaum noch bergauf, sondern zur Hütte müssen wir ein längeres Stück hinüberqueren - und dank Fußspuren ist der Weg leicht zu finden (das einzige Problem ist, dass Michael wieder einen Stellring an den Schneeschuhen verloren hat und ersetzen muss). Nach einem finalen Anstieg erreichen wir die restlos übervölkerte Hütte, und ziehen die Schneeschuhe aus. Oder sollen wir gleich noch auf den Gipfel? Ilona bleibt hier, wir anderen machen uns auf den Weg zum Geigelstein, der direkt hinter der Hütte hoch aufragt. Wir nehmen den steilsten Weg, geradeaus hoch, was ziemlich exzessiv ist und an manchen Stellen die Schneeschuhe an die Grenzen bringt. Unsere selbstgebauten sind wegen der Steigeisen sogar etwas im Vorteil, Manuel muss sich dagegen an einer Stelle an einer Latsche nach oben ziehen. Dann wird es flacher, zwischen Latschen ist der Schnee weitgehend weggeblasen, es ist blankes Eis. Der Gipfel ist dann nicht mehr weit, aber komplett in Wolken. Nicht nur diesig wie unten, sondern die Sicht beträgt deutlich unter 50 m - die Hütte ist längst außer Sicht, neben der Abbruchkante ist alles nur weiß, es weht ein widerlicher Wind (obwohl es eigentlich nicht so kalt ist), der sogar den Eiszapfen an der kleinen Kapelle schief wachsen ließ. Schnell wieder runter. Der Abstieg ist auf dem sulzigen Schnee sehr anstrengend, weil man weder richtig herunterrutschen kann, noch einen festen Halt hat. Man rutscht ein Stück, die Schneeschuhe sinken in den schweren Schnee, und man stolpert. Manuel versucht gleich, in der Hocke zu rutschen. Wenigstens eine positive Entdeckung macht er: egal wie er sich bemüht und egal, wie steil das Gelände ist, der Schnee kommt nicht ins Rutschen, Lawinengefahr gleich Null. Für Auf- und Abstieg auf/vom Gipfel haben wir nur eine Dreiviertel- bzw. eine halbe Stunde gebraucht. Langsam zeigt sich die Sonne; wir gehen in die Hütte, trinken einen Kakao, und machen uns an den Abstieg. Jetzt herrscht strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, kein bisschen diesig mehr, sogar der Gipfel ist jetzt klar zu sehen und in der Sonne. Über einen Fußweg geht es wieder zurück zum Parkplatz, daher war es nicht so schlimm, dass Michael einen weiteren Stellring verlor und schließlich ohne Schneeschuhe gehen musste.

Michael beim Gipfelabstieg Die Priener Hütte vom Gipfel aus gesehen Blick von der Priener Hütte nach unten Manuel (mit gekauften Schneeschuhen)

Tour auf die Niederbleick (1589 m) am Sonntag, den 16.3.2003

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Gute Bilanz: über 800 m Auf- und Abstieg in zum Teil recht steilem Gelände mit vier Paar selbstgebauten Schneeschuhen und keinerlei Probleme!

verschneite Bäume Betty kämpft mit dem Gelände, Basti im Hintergrund Michael beim Endanstieg; im Hintergrund das Land rund um die Wieskirche Michael und das Gipfelkreuz im Gegenlicht Schild zu den Nachbargipfeln

Tour auf den Jägerkamp (1746 m) und die Aiplspitze (1758 m) am Samstag, den 22.3.2003

Da mein Vater inzwischen auch neugierig auf Schneeschuhtouren geworden ist, beschließen wir eine nicht zu anstrengende Tour zum Ausprobieren zu unternehmen. Da der Spitzingsee als Ausgangspunkt gut zu erreichen ist, der Aufstieg durch die Taubensteinbahn erheblich verkürzt werden kann und wir die Tour bereits vom Sommer her kennen, entscheiden wir uns den Jägerkamp zu besteigen. Um 7.45 geht es los, dank wenig Verkehr auf der Salzbuger Autobahn erreichen wir eine Stunde später die Talstation der Taubensteinbahn. Spitzing- und Schliersee sind noch komplett zugefroren, westlich des Spitzingsees sehen wir sogar noch einige Langläufer; erstaunlich da die Südseite der Brecherspitze bis zum Gipfel bereits komplett schneefrei ist. Während der Fahrt nach oben kommen uns auch schon erste Befürchtungen, dass wir uns die Schneeschuhe vielleicht hätten sparen können. Oben angekommen starten wir dann auch erstmal Richtung Norden ohne Schneeschuhe auf den Rauhkopf, den wir nach kruzer Gehzeit um halb zehn erreichen. Von hier haben wir bereits einen schönen Blick auf den Rest unsere Tour: Jägerkamp und Aiplspitze. Die 150 m bis zum tiefsten Punkt des Sattels zwischen Rauhkopf und Aiplspitze steigen wir noch ohne Schneeschuhe ab, aber dann legen wir diese an. Obwohl der Schnee ziemlich verharscht und mit vielen Spuren von Skifahrern durchzogen ist, kommen wir gut voran und erreichen um kurz nach elf den Gipfel des Jägerkamp. Nachdem wir uns an dem Ausblick auf Wendelstein, Rotwand und Schliersee satt gesehen und einen Großteil unserer Brotzeit verspeist haben, brechen wir Richtung Aiplspitze auf. Sozusagen im Vorbeiweg nehmen wir noch den Benzingspitz (1732 m) mit. Ein Schild am Anfang des letzten Stück Grats zum Gipfel der Aiplspitze warnt Ungeübte und auch wir entscheiden uns bald unsere Schneeschuhe und Stöcke zu deponieren um die leichte und meist schneefreie Kletterei besser meistern zu können. Um halb eins erreichen wir den Gipfel. Nach kurzer Rast geht's an den Abstieg. Auf fast direktem Weg, vorbei an der unteren Schönfeld-Alm, sind wir innerhalb einer guten Stunde fast 700 m tiefer wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt. Da der untere Teil unseres Weges überwiegend einer Skipiste folgt oder im Wald verläuft, können wir bis fast ganz nach unten die Schneeschuhe benutzen. Eine weitere Stunde später um halb vier sind wir wieder zuhause. Mit vier Gipfeln bei wunderbaren und vorallem warmen Wetter eine sehr schöne Tour.

Auf den Großen Arber (1456 m) am Freitag, den 6.2.2004

Eiszapfen Wie im Jahr zuvor sind wir wieder für eine Woche im Bayerischen Wald beim Langlaufen - diesmal in Bayerisch Eisenstein, direkt an der tschechischen Grenze und in Sichtweite vom Großen Arber. Die Schneeschuhe sind natürlich auch dabei, und darum lassen wir am letzten Tag das Langlaufen zugunsten einer Schneeschuhtour ausfallen. Leider spielt das Wetter nicht so ganz mit. Während bis zur Vorwoche raue Mengen an Schnee gefallen sind, setzte letzten Sonntag ein warmer Sturm ein, der die weiße Pracht massiv eindampfte. Felsrinne Am Montag kam auch noch Regen dazu, die Temperaturen blieben die ganze Woche im deutlich positiven Bereich, das Gluckern in der Dachrinne wollte gar nicht mehr aufhören - zum Glück ist so viel Schnee vorhanden, dass es noch diverse Tage dauern würde, bis alles weg ist. Die warmen Temperaturen waren vorhergesagt, genauso wie Sonnenschein; Letzteren gab es nur gestern, heute ist wieder alles grau und trüb.

Mit dem Auto geht es erstmal zum Arberseehaus; von dort aus wollen wir uns einen Weg suchen. Leider ohne vernünftige Karte, denn den Loipenplan kann man für diesen Zweck in die Tonne treten. Wir stapfen auf einem Fußweg den See entlang, bis wir am hinteren Ende an eine mit großen Eiszapfen verzierten Felswand kommen. Den Arber sieht man durch den Wald leider nicht; wir wissen die Richtung nur ganz grob, und arbeiten uns dort, wo die Felsen weiter oben sind, uns erstmal schräg bergauf. Michael An den Felsen gibt es kein Durchkommen, aber dann entdecken wir eine steile Rinne. Vorsichtig arbeiten wir uns dorthin vor; über uns hängen die riesigen Eiszapfen, immer wieder brechen in der Umgebung Stücke ab und zerplatzen krachend auf den Felsen darunter - so ein Ding brauchen wir nicht auf den Kopf. Zudem ist der Schnee ziemlich feucht und könnte in dem steilen Gelände durchaus abrutschen; wegen der Bäume entstünden dann wenigstens nur kleine Schneebretter. In der Rinne fließt ein Bach nach unten, weshalb der unterhöhlte Schnee teilweise sehr instabil ist. Mit normalen Schuhen hätte man keine Chance; mit Schneeschuhen geht es erstaunlich gut - der Schnee ist zwar feucht und schwer, aber nicht gepresst oder vereist. Schritt für Schritt prüfen wir mit den Stöcken die Stabilität und arbeiten uns vorwärts, bis wir oben auf ein erstes Plateau gelangen. Dort geht es zuerst flach und dann über eine Lichtung wieder etwas steiler dahin, anschließend wieder flacher. Der schwere Schnee nervt hier, weil er auf den Schneeschuhen liegen bleibt. Vom Gipfel ist immer noch nichts zu sehen, weil wir immer nur durch den Wald laufen. Nach einem letzten Steilstück kommt das Aha-Erlebnis: Wir sind oben! Auf einem Nebengipfel, die Gondel-Bergstation ist deutlich unter uns, und der Rundblick lässt Bayerisch Eisenstein und Bodenmais erkennen. Während wir im Wald vor Anstrengung richtig geschwitzt haben, braucht man hier oben eine vollkommen geschlossene Jacke, weil der Wind so pfeift. Bayerisch Eisenstein Zeit für Christoph, seinen Drachen auszupacken und fliegen zu lassen (wegen der Böen nur einige Meter hoch); Michael filmt. Dann geht es hinüber zum Hauptgipfel, wo auch die Radarkuppeln sind. Das Tal im Norden ist schon komplett schneefrei, da können wir uns in Eisenstein glücklich schätzen. Unten an der Bergstation schleppen die Jungs vom Skiclub Stangen, Eimer und Kanister, um die Piste für den Weltcup-Riesenslalom der Damen, der morgen stattfindet, zu präparieren. Mit einer Benzin-Hilti werden Löcher für den doppelten Schutzzaun gebohrt, mit Chemikalien die Piste behandelt, selbst mit dem Heli wird Material geliefert. Wir steigen wieder hoch um auf die andere Seite der Absperrungen zu kommen, wo auf einem Gerüst ein ZDF-Mann seine Kamera justiert. Dann geht es über die Osthang-Abfahrt (wo Christoph die Regenhülle seines Rucksacks als Schlitten missbraucht) und dann durch den Wald bergab, bis wir an der Straße landen. Leider nicht am Ausgangspunkt. Und so geht es noch ein Stück in der Ebene Richtung Arbersee, teils auf einem Waldweg, teils direkt - macht ja keinen Unterschied mit Schneeschuhen. Selbst über einen verschneiten Holzstoß marschiert Christoph einfach drüber.

Kameramann Es war wieder einmal eine schöne Tour. Natürlich hätte der Schnee pulveriger sein dürfen und ein bisschen mehr Aussicht wäre auch nett gewesen (statt immer nur durch den Wald zu stapfen). Aber der Ausblick vom Gipfel war fantastisch, und die selbstgebauten Schneeschuhe haben wieder einmal bewiesen, wie ausgereift und alltagstauglich sie sind. Das technisch anspruchsvolle Stück durch die steile Felsrinne ging absolut problemlos, man kann sich auf die Schneeschuhe jederzeit verlassen; nachdem Christoph inzwischen auch die Stellringe an der Achse mit einer Schraube statt Schlüsselring gesichert hat, scheinen die Kinderkrankheiten endgültig besiegt zu sein. In flachem wie auch steilem Gelände, bei trockenem wie auch nassem Schnee kommt man vorwärts. So muss es sein - ein gelungener Einstieg in unsere zweite Schneeschuh-Saison!



© Michael Wack 2002, 2003, 2004